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balconybotanista Blog - Schritte zum begrünten Balkon

Balkonplanung Update: Traum wird Realität

Balkonparadies: von Balkonplanung zur Realität in 6 Schritten

In meinem Artikel «Balkonplanung in 5 Schritten» wurde viel über balconybotanistas Pläne und Träume geschrieben. Ein Urwald auf dem Balkon sollte es sein – ein Biotop für allerlei Essbares und diverse Tierlein inmitten des Betonwaldes. Die Südlage der Wohnung sollte erträglicher werden, der Strassenlärm vorm Fenster etwas gedämpft werden. In diesem Artikel geht es nicht um Planen sondern MACHEN. 

Erst mal aber möchte ich dem Leser noch kurz meine Balkonplanung, die ich zeichnerisch auf Papier gebracht hatte in Erinnerung rufen... die sah so aus:

Gezeichneter Entwurf der Balkonplanung der balconybotanista.

... das war die Vision Anfang Frühjahr.

... und jetzt folgen balconybotanistas erste Schritte Richtung Ziel - mit vielen Beweisfotos 🙂

1. Setzlinge anziehen

Die ProSpecieRara Samen, die ich gekauft hatte, keimten alle ausgezeichnet – bis auf die Kürbissse! Diese zierten sich gar sehr – von neun ausgesäten Samen keimten gerade mal zwei! Diese wurden von der balconybotanista umso mehr gehegt und gepflegt. Und wurden so riesig und frassen so viel, dass ich sie mit Wurmkompost zufriedenstellen musste. Dann, Mitte April, das grosse Erwachen. In den Aussaattöpfchen, in denen Kürbistechnisch immer noch tote Hose herrschte kamen quasi über Nacht – zack – drei Keimlinge hoch. Drei! Und zwar nach der ersten richtig warmen, sonnigen Frühsommerwoche. Also, merke: balonybotanista wird nächstes Jahr, bei allem Übereifer, die Kürbisse nicht schon im März vorziehen, sondern erst ganz entspannt Mitte April aussäen.

Die anderen Setzlinge waren unkompliziert: Chillis, Paprika, Tomaten und Südkräuter waren allesamt bereit zum Auspflanzen, der Rest meiner Zöglinge sollte direkt in Beet gesetzt werden.

Keimlingsfoto für balconybotanista Blog - Beitrag Balkonplanung

Prominent in der Mitte: der Kürbiskeimling (einer der ersten).

 

2. Abfolge planen

Wenn man nur begrenzten Pflanzplatz hat und dafür noch MASSENHAFT Gewicht zwei Stiegen aufwärts schleppen muss, sollte man sich überlegen, was man wann wohin stellt. Am Balkon heisst dies: von aussen nach innen auffüllen. Daher kam zuerst mal die Einrichtung der «Wildniszone», die in einem Aussenwandtrog platziert ist, der schwer zu erreichen ist. Die Pflanzen darin müssen ohne Pflege auskommen. Zudem sind sie ausserhalb des Katzennetzes – und dieses abmontieren um dorthin zu gelangen tue ich mir maximal 1x im Jahr an.
Danach: die Kletterhilfen für den Wein, der eine Laube um die gesamte Balkonbepflanzung bilden solle und diese auch von der Aussenwelt abgrenzen soll. Das ist die äusserste «Schicht» meiner Balkonzwiebelplanung. Dann kommen die grossen Hochbeete und wenn diese stehen wird noch Kleinzeug aufgefüllt und die vereinbarten Möbel platziert (Tisch, Sessel, Grill :)). So viel zur richtigen Reihenfolge.

3. Behälter organisieren

Dies war eine Aufgabe, die sich tatsächlich als schwieriger denn gedacht herausstellte. Es sollten Hochbeete auch den Balkon, mit bestimmten Massen: 1m x 1,2m und 0,3 m x 2,5 m. Etwas finden in exakt dieser Grösse erwies sich als ziemlich unmöglich. Ausserdem waren die Preise für Hochbeete so hoch, dass die Dinger Hochpreisbeete heissen sollten. Also wurde nach anderen Möglichkeiten gesucht…

Verschiedene Konzepte mit Paletten wurden von balconybotanista und dem handwerklich begabten, namentlich nicht genannten Mitbewohner evaluiert, besprochen, im Baumarkt vor Ort sogar als Prototypen in versteckten Regalreihen konzipiert. Bis wir endlich auf der Schweizer Flohmarktplattform ricardo.ch fündig wurden. Dort verkaufte ein Kanalsanierungsunternehmen robuste Holzkisten für sehr kleinen Preis, da diese nur als Lagerort benutzt wurden und mit neuen Materialbestellungen auch neue Kisten mitgeliefert wurden.

... und anpassen

Die Kisten waren nicht perfekt – aber mit Sticksäge, Fantasie und vereinten Kräften dauerte das Zurechtschneiden und Schleifen der 1 x 1,2 m Kiste etwa einen halben Tag – dazu hatten wir sogar noch Zeit ein paar hübsche Fotos zu machen:

Nach viel Schleppen und Zerren waren die Kisten auf dem Balkon in der ersten Etage – das Schlimmste war also geschafft. Die Gefahr auf dumme Weise zu sterben (zerquetscht von Pflanzenkiste) war gebannt.
Die Kisten wurden dann positioniert – was bei einem 6,5 qm Balkon einiger an Manövergeschick erfordert – und mit einer ganz normalen Allzweckplane von Coop bau+hobby ausgekleidet. Eines sei an dieser Stelle erwähnt: eine Tackerpistole ist ein absolutes Must-have! Ich liebe das Ding!

4. Boden beschaffen

Nun ging es ans Eingemachte. Die Kisten wurden befüllt. Das vollständige Gärtnerunwissen von balconybotanista offenbarte sich wieder einmal. Glücklicherweise hatte ich meinen ersten Permakulturkurs vorbei – was heisst, dass ich zumindest nicht ABSOLUT nichtsahnend Sand in die Kisten einfüllte und Mais reinpflanzte. Tatsächlich ist die Erde DER beeinflussbare Faktor schlechthin, wenn man selbst was anpflanzt. Darauf und nur darauf kann man als Gärtner Einfluss nehmen und dementsprechend die Weichen für die Zukunft stellen.

Da ich unbedarft in Gartendingen bin, startete ich einen Versuch: 2 Kisten, 2 unterschiedliche Aufbauten.

Kiste 1: die drei Schwestern und ein Weinstock

Wie in meinem ersten Balkonplan ersichtlich, sollte an der Westseite des Balkons eine «3 Schwestern Kultur» gepflanzt werden. Das bedeutet, der Boden muss gut drainiert sein und genügend Nährstoffe für die Starkzehrer Mais und Kürbis zur Verfügung stellen, bis die Bohnen loslegen und Stickstoff im Boden ansammeln.

Nach langem Hin- und Her entschied ich mich dann einfach für Trogerde – diese ist sehr locker, mit Tonbruch und Sand gemischt. Zudem hatte ich das Gefühl, dass die Statik des Balkons wohl besser nicht überfordert werden sollte. Die Idee ist, dass die Erde genügend hergeben muss um die erste Wachstumsphase der Pflänzchen zu überdauern. Als zusätzliche Drainageschicht gab es Blähton (15 cm tief) – der ist zwar teuer aber zumindest leicht. Als Mulchschicht (Bodenabdeckung, damit die Feuchtigkeit nicht rausverdunstet) wurde alter Grasschnitt aufgebracht.
Da in der Kiste genug Platz war plante ich auch den Weinstock direkt reinzusetzen, in der Hoffnung, dass sich alle Pflanzen nachbarschaftlich gut gesinnt wären.

Kiste 2: Gemüse und Kräuter

Die Kiste Nummer zwei wurde anders aufgefüllt. Als Drainage verwendete ich aus Statikgründen wieder Blähton. Dann alte Erdklotze von den Blumenbehältern des letzten Jahres (und die Pflanzenleichen, welche durch mangelnde Aufmerksamkeit entstanden waren). Darauf wurde Holzschnitt von einem nicht identifizierten Strauch geworfen, der am Seeufer aufgesammelt wurde. Dann kam eine Schicht torffreie Universalerde, eine Schicht Kompost und noch eine Schicht Universalerde.

5. Bepflanzung

In Kiste 1 wurden Mais, Bohnen und Bohnenkraut direkt ausgesät. Die vorgezogenen Kürbispflänzchen und der Weinstock wurden eingepflanzt (siehe Bild).

Balkonplanung wird umgesetzt: balconybotanista Kiste 1 mit den drei Schwestern Mais, Kürbis, Bohne und Wein im Hintergrund

Kiste 1 mit den drei Schwestern Mais, Kürbis, Bohne und Wein im Hintergrund

Pflanzen, die das Vergnügen haben in Kiste 2 beheimatet zu sein sind: Paprika, Chilli, Tomaten, Thymian, Olivenkraut, Lavendel, Erdbeeren und dann säte ich noch Wildblumen aus. Fürs Mulchen wurde Kresse verwendet um schnell eine natürliche Mulchschicht zu bekommen (ebenfalls ein Tipp aus dem ersten Permakultur-Design Modul).

Balkonplanung wird umgesetzt: balconybotanista Kiste 2 mit Kräutern und Tomaten

balconybotanista Kiste 2 mit Tomaten, Chilis, Paprika, Olivenkraut, Erdbeeren, Lavendel und Kresse als Mulch

6. Weiterentwickeln

Balconybotanista teilt jetzt ein kleines Geheimnis: ein Garten ist nie fertig! Hat man einmal angefangen, kann man nicht mehr aufhören. Um die unschönen Lücken zu füllen gab es noch eine Tomaten/Chili/Paprika – Kiste, am Fensterbrett wurde die Salatbar eingerichtet (mit Erdbeeren drin – die balconybotanista liebt Erdbeeren!). Darunter kamen ein Rosmarintopf hin und eine Heilzwiebel (der ich bei meinem Besuch auf der Schweibenalp einfach nicht widerstehen konnte). Neben dem Wein im Westen kam noch eine vererbte Kletterhortensie dazu, die dort dankbar vor sich hinwächst und die Rankhilfe des Weines mitbenutzt.

Balkonplanung umgesetzt: balconybotanista Balkon mit Salatbar, Weinreben, Heilzwiebel (Zwiebel mit dem riesigen, weissen Blütenstand), Rosmarin und Tomatenkiste.

balconybotanista Balkon mit Salatbar, Weinreben, Heilzwiebel (Zwiebel mit dem riesigen, weissen Blütenstand), Rosmarin und Tomatenkiste.

FAZIT

Die ganze Balkoneinrichtung wurde innerhalb 3er Tage herangeschafft, veredelt und platziert. Also im Grunde nicht tragisch. Der grösste Brocken war die Balkonplanung – Pflanzen war leicht … und jetzt muss nur noch alles so wachsen wie ich mir das vorstelle!

Für mehr Grün auf Anthrazit!

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