Wurmflucht – ein Ereignis, das jedem Wurmkistenbesitzer den kalten Angstschweiss auf die Stirn treibt. Ja und die balconybotanista hatte dieses Erlebnis auch – etwa 4 Monate nachdem sie sich eine Wurmkiste in die Küche gestellt hat gab es eine Wurmflucht. Was das ist, warum es passiert ist und was meine Konsequenzen waren erfahrt ihr natürlich in diesem Bericht.
Wurmkiste 101 : was ist eine Wurmflucht??
Wenn man eine Wurmkiste besitzt, dann ist die Wurmflucht das, was für einen Aquariumbesitzer plötzliches Algenwuchern ist. Eine Katastrophe. Ein sehr sehr deutlicher Hinweis darauf, dass in dem gesamten Milieu für die Tierlein irgendetwas nicht gut läuft. Bei der Wurmkiste äussert es sich so, dass die recht agilen Kompostwürmer die da drin sind, anfangen, aus allen nicht ausbruchssicheren Ritzen der Kiste zu kriechen. Das ist unnormales Verhalten, welches von einem verzweifelten Versuch zu überleben zeugt – denn wäre alles in Ordnung dann würden die Würmer glücklich und zufrieden in der Kiste bei garantierter Nahrungsversorgung bleiben.
Meistens kriechen die Würmer nachts aus der Kiste – und kommt man dann morgens an der Wurmkiste vorbei so erblickt man ein Schlachtfeld verdorrter Würmer, die scheinbar in alle Richtungen – nur weg von der Wurmkiste – geflüchtet sind. Ich hatte genau so eine Wurmflucht. Es hat mich wahnsinnig gemacht, ich hatte keine Ahnung was ich falsch gemacht hatte, da ich mich scheinbar perfekt an die Anleitung gehalten habe. Zugabe von Mineralstaub und verfüttern von kleinteiliger Nahrung – jep, alles so gemacht.
Trotzdem – ca. 1 Woche lang musste ich jeden Morgen vertrocknete Wurmleichen vom Boden auflesen. Machte ich die Kiste auf so klebten die Würmer quasi alle am Deckel und man sah, dass sie RAUS wollten.
Warum also ist die Wurmflucht passiert?
Zuerst dachte ich, dass es mit der Feuchtigkeit oder Trockenheit zu tun haben musste. Ich machte feuchter und trockener – nichts änderte sich, die Würmer flüchteten noch immer. Dann fing ich an zu hinterfragen, was die Würmer frassen und wie viel von was ich ihnen gab.
Da wurde es bald spannend. Denn nach Anleitung ist eines der Lieblingsfressen der Kompostwürmer Kaffeesatz. Nun ja, wir produzieren sehr viel Kaffeesatz also war das für mich natürlich richtig brauchbare Info. Ich überschüttete meine Wurmkiste mit Kaffeesatz. Mehr Kaffeesatz. Und noch mehr Kaffeesatz. Was ich dabei nicht wirklich bedacht habe ist, dass Kaffee von Natur aus sehr sauer ist. Das bedeutet, dass auch die Umgebung in der Wurmkiste mit der Zeit immer saurer und saurer geworden ist. Würmer aber durchmischen und zersetzen nicht nur die Abfälle, die man in die Wurmkiste wirft, sondern gleichen ebenfalls den PH Wert aus. Soll heissen, die Bakterien, die Kompostwürmer in ihrem Darm haben und der ihnen bei der Verwertung der Rüstabfälle hilft, brauchen einen bestimmten PH Wert. Diesen erreichen Kompostwürmer, indem sie je nach Bedarf ihre Kalkdrüsen aktivieren um das ganze basischer zu machen.
Die Wirkung ergibt sich aus Kalk (irgendwie logisch :)) und diesen wiederum muss man den Kompostwürmern eigens zuführen.
Das hatte ich auch getan – eigentlich. Doch in mir reifte die Vermutung heran, dass ich mit meiner Kaffeesucht die armen Würmer wohl an die Belastbarkeitsgrenze getrieben hatte. Jetzt war es wohl so sauer in der Kiste, dass sie nichts mehr verdauen konnten. Das würde auch erklären, warum die Gemüse- und Obstabfälle anfingen zu faulen.
Balconybotanistas Massnahmen
Was waren also die Massnahmen, die die balconybotanista ergriff? Das erste war eine ziemliche Verzweiflungstat: ich wühlte die Haufen Kaffeesatz heraus – zumindest das was nach verklumptem Kaffeesatz aussah. Während dieser Arbeit stiess ich mehrfach auf matschige Wurmleichen. Und es stank ziemlich. Das war nicht schön. Zudem nahm ich alle Rüstabfälle aus der Kiste raus, die nicht gescheit zersetzt waren und vor sich hin gammelten (also alle).
Als nächstes füllte ich etwas Gartenerde in die Kiste und arbeitete diese ein. Ich dachte mir, das würde wohl ein bisschen neutralisieren und die Sache wieder etwas wohnlicher für die Würmer machen.
Zu guter Letzt fügte ich erhebliche Mengen Mineralmischung zu. Etwa 4 Esslöffel, was richtig viel ist. Ich ging davon aus, dass die Würmer jetzt erst mal ihre Kalkspeicher auffüllen müssten und deshalb war ich sehr grosszügig mit der Mineralmischung.
Dann schloss ich die Wurmkiste, gab einfach mal eine ganze Weile keine Küchenabfälle (und definitiv KEINEN KAFFEESATZ) rein und wartete ab.
Fazit
Es funktionierte. Fast sofort hörte die Wurmflucht auf. Die Würmer sahen zwar noch eine ganze lange Weile sehr schlapp und ungesund hell aus (ca. 3 Wochen lang), dann fingen sie aber an sich zu erholen. Ich fing an zu füttern. Mit kleinen Obst- und Gemüseresten und nur mehr ab und zu Teesatz. Kaffeesatz gebe ich prinzipiell gar keinen mehr zu.
Seitdem läuft meine Wurmkiste wieder ausgezeichnet – die Würmer fressen und vermehren sich, sogar bei den Sommertemperaturen (wovor ich auch etwas Angst hatte, da ich mich schon auf eine erneute Wurmflucht gefasst machte als es so richtig heiss wurde)! Übrigens können Wurmfluchten durch allerlei Verschiedenes ausgelöst werden – sei es eine Tiefdruckwetterlage (betrifft aber eher Regenwürmer) oder zu viel Vibrationen des Untergrundes auf dem die Wurmkiste steht.
Generelle Tipps bei einer Wurmflucht
Folgende Handlungsweise kann ich als Veteranin empfehlen, wenn man mit einer Wurmflucht konfrontiert wird:
- Erstmal Feuchtigkeit verändern – ist es zu nass oder zu trocken? Das ist der einfachste Parameter, den man ändern kann. Vor allem kann man den Feuchtigkeitsgehalt sehr schnell anpassen.
- Sich fragen ob man irgendetwas in einer überdurchschnittlichen Menge verfüttert hat. Wenn ja – dann weglassen.
- Erde zugeben und vergorenes oder schimmelndes Material rausholen.
- Mineralmischung zugeben, wenn man den Verdacht hat, dass es zu sauer sein könnte oder wenn man bisher nie Mineralmischung zugefügt hat (das brauchen die Würmer einfach, da kommt man nicht drum herum).
- Eine Weile einfach nichts füttern und den Deckel geschlossen halten und warten.
…dann wird’s schon wieder! Für guten Kompost für das ganze Grün auf Anthrazit 😉