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Kompostwurm Wurmkiste Balconybotansita stellt Wurmkompost her

Wie funktioniert eine Wurmkiste? Ein Erfahrungsbericht.

Zuhause organische Reste kompostieren und Dünger für Pflanzen gewinnen – und das noch ohne viel Arbeit und vergleichsweise schnell! Eine Wurmkiste macht es möglich. Natürlich wollte balconybotanista diese Wunderkompostierkiste sofort haben! Wie ich zu meiner Wurmkiste gekommen bin und was meine Erfahrungen sind gibt es in diesem Artikel zu lesen.

Erfahrung 1: Wurmkisten gibt’s aus Kunststoff oder Holz

Zuerst wurde mal recherchiert. Nachdem ich einige Wurmkisten aus verschiedenen Materialien gesichtet hatte fiel die Wahl ziemlich schnell auf eine Wurmkiste von wurmkiste.at (hier gehts zur Website). Diese sieht sehr unauffällig auf durch das Design aus Holz und passt gut in jeden Haushalt.

In der Schweiz wird die Wurmkiste des Wiener Öko-Entrepreneurs Witzeneders über kaja.ch vertrieben. Da balconybotanista mit einem leidenschaftlichen Heimwerker zusammenlebt wurde natürlich das DIY Kit bestellt und nicht die fertig zusammengebaute Kiste.

Die Wurmpopulation zur Erstbesiedelung der der Kiste hingegen – diese beschaffen war schon eine etwas andere Herausforderung…

Erfahrung 2: Würmer werden nur unter bestimmten Bedingungen versendet

Es ist irgendwie logisch. Wurmbestellungen werden bevorzugt bis Dienstag entgegengenommen (besonders wenn die Würmer mit österreichischer Post geliefert werden und bis zum Wochenende beim Empfänger sein sollen *räusper*) und nur bei Wetter, welches die Würmchen nicht umbringt verschickt.

Wie gesagt: logisch. ABER wenn man gewohnt ist alles jederzeit so verfügbar wie möglich zu haben, dann kann das schnell einen Plan durcheinanderbringen. In meinem Fall waren es immense Schneefälle in genau der Woche die ich für die Anlieferung meiner Würmer zu meinen Eltern geplant hätte. Sie wurden nach einiger Telefoniererei trotzdem zugestellt, jedoch erst nachdem ich versichern konnte, dass meine Mutter die wertvolle Fracht höchstpersönlich entgegennehmen und sogleich in einem geheizten Zimmer zwischenlagern würde.

Das Telefonat ging etwa so:

Ich: «Hallo Mama, ich komm dieses Wochenende nach Tirol zu Besuch.» (Zur Info: ich lebe in der Schweiz aber komme aus Österreich)

Mama: «Oh, schön, freu mich!»

Ich: «Ja, ehm, du bist morgen Vormittag zu Hause oder?»

Mama: «Ach, kommst du nur weil du schon wieder was bestellt hast?!»

Ich: «Neeeeeein, natürlich nicht! Aber, ja es ist doch schon ein Zufall, morgen werden die Würmer für meine Wurmkiste geliefert. Zu euch. Die brauchen warm, weisst du.»

Lange Pause.

 

Mama: «Würmer?»

Ich: «Jop, Kompostwürmer.»

Mama: «Lebende?»

Ich: «Jop, hoffentlich.»

Mama: «.. und was tu ich dann?»

Ich: «Einfach in mein Zimmer damit.»

Mama: «Du hast schon einen Knall.»

Ich: «Ja, ich freu mich auch schon auf dich.»

Die Würmer wurden demonstrativ auf meinem Bett gelagert. Was egal war, da sie in einem Klumpen Erde, der in einer doppelten Plane eingeschlagen war, geliefert wurden.

Erfahrung 3: Wurmkiste zum Selberbauen nur bestellen, wenn man gerne selber Sachen baut – nicht zum Sparen

Die Wurmkiste selbst wurde von meinem Freund und leidenschaftlichem Hobbyheimwerker bestellt. Natürlich als DIY-Set. Er war ganz glücklich als die Lieferung kam und machte sich sofort ans Zusammenbauen. Das Zusammenbauen selbst war auch nicht die grosse Herausforderung. Aber Holz sollte eingeölt werden. Tja. Daran hatte natürlich niemand gedacht. Leinöl musste her (und im Gegensatz zu vier anderen Ölen hatten wir Leinöl nicht im Haus). Ab diesem Zeitpunkt wird das Selbstbauset mühsam. Besonders wenn man Vollzeit arbeitet und am Abend eigentlich lieber entspannt vor der Glotze verblöden würde, statt erstmal Leinöl zu jagen und dann eine Holzkiste einzuölen – echt nicht soooo prickelnd.

Also mein Tipp: wenn jemand dazu neigt, Dinge rauszuschieben – fertige Kiste kaufen. Wenn ihr gerne selber bastelt – DIY Set kaufen.

Und wer sparen will – DEFINITIV fertige Kiste kaufen, und zwar, es folgt im nächsten Punkt…

Erfahrung 4: Wurmkiste unbedingt MIT Rollen drauf kaufen

Wir hatten eine Wurmkiste ohne Räder bestellt. Warum? Weil derzeit die Holzwurmkisten in der Schweiz nur mit Rädern UND Sitzpolsterung erhältlich sind. Oder eben ohne alles. Daher der Entschluss: ohne alles und falls wirklich Rollen benötigt werden, dann werden diese eben gekauft und nachträglich montiert.

Nach dem Zusammenbau und Heranschleppen der Wurm-Starterpopulation war klar: hier brauchts Rollen drunten, weil das Ding bewege ich sonst nicht mehr vom Fleck… und falls es leckt oder ich irgendwie die Position ändern möchte: schwierig.

Also ab in den Bau+Hobby vier Rollen kaufen. Ich sage es nochmal: wer sparen will – Geld und Zeit nämlich – kauft das Teil schon fix fertig zusammengebaut.

Erfahrung 5: die Wurmkiste ist kein lebender Mülleimer …

Ich hatte ja eigentlich die verklärte Vorstellung, dass ich Gemüsereste und Verschnitt in die Kiste schmeisse und fertig. Ganz emotionslos. Dann schaufele ich Kompost raus, wenn die Zeit reif ist und so existiert dieses «Kompostiergerät» eben in meiner Küche.

Ha. Ha. Ha.

Wo soll ich anfangen? Man hat auf einmal Verantwortung für eine Wurmpopulation!! Viele nützliche Lebewesen.

Wie mein Partner schön bemerkte, als er meinen liebevoll zerkleinerten und angefeuchteten Biomüll-Haufen sah, der alsbald in die Kiste wandern sollte:

«Das fühlt sich mehr an wie Haustiere füttern und weniger wie Biomüll entsorgen.»

Es stimmt. Man fängt an zu glucken, ganz automatisch… ist es zu feucht in der Kiste? Zu trocken? Zu viel oder zu wenig Futter? Zu sauer - vielleicht hätte man den Kubikmilimeter Zitronenschale doch aus dem Biomüll pfriemeln sollen? Was wenn jetzt alle Würmer draufgehen??!!

Also: verabschiedet euch davon ein produktiv-praktisches Müllvernichtungsgerät zu beschaffen – ihr beschafft euch Haustiere und genau so fühlt es sich auch an.

Erfahrung 6: eine Wurmkiste stinkt wirklich nicht

Sehr entgegen meiner Erwartungen stinkt eine Wurmkiste echt nicht. Wenn man sie aufmacht riecht es nach Waldboden nach einem starken Gewitter. Ziemlich genial. Fanden unsere zwei Katzen auch. Bis die Milben kamen.

Erfahrung 7: eine Wurmkiste wimmelt!!!

Meine Wurmkiste wimmelt vor Milben. Die kleinen weissen Kugelmilben. An sich gar nicht schädlich, sondern ebenfalls sogenannte Destruenten (Zerkleinerer) nur ungleich stressiger als Würmer.

Weil man davon ausgeht, dass die eigene Wurmkiste nur von Würmern bevölkert wird und es trotzdem ein kleiner Schock ist, wenn auf einmal alles übersät ist mit weissen, wuselnden Punkten. Zudem mag ich Milben nicht sonderlich. Rein subjektives Urteil.

Also generell: wenn eine Wurmkiste sehr feucht ist, kommen Milben. Wenn sie sauer ist kommen Entrychäen. Ist alles keine Dramatik und schnell einzudämmen wenn man das will. Ansonsten gute Nachricht: die Wurmkiste ist ein angenehmer Lebensraum für alles, was gern Abfall frisst.

Erfahrung 8: die oberste Kiste, in die die Würmer wandern sollen besser früher als später in die Wurmkiste geben

Eine Wurmkiste hat ja drei Ebenen. Ganz unten ist die Wurmtasse, wo sich sämtliche flüssigen Ausscheidungen der Würmer und des Komposthaufens darüber sammeln. Diese Ebene ist durch ein Tuch vom Kompost und den Würmern getrennt.

Dann in der Mitte kommt Substrat. Und Würmer.

Ganz oben kommt der Biomüll. Dieser soll ab einer Füllmenge der Kiste von ca. 50% in eine herausnehmbare Box mit Löchern im Boden gegeben werden. Warum?

Weil dann die Würmer durch die Löcher vom Mittelteil in die Box wandern und dort vor sich hinfressen – während ihre Ausscheidungen durch die Löcher in den Mittelteil hinunterrieselt und sich dort als Wurmkompost sammelt. Will man Wurmkompost abgraben für diverse Pflanzaktivitäten hebt man einfach die Box an und klaut den Würmern ihre Kacke unter dem Hintern weg (etwas derb ausgedrückt).

So, an dieser Stelle ein Tipp: wartet nicht zu lange damit, die Box reinzugeben. Das hat die überaus schlaue balconybotanista nämlich verpeilt und dann die Box auf die Würmer drauf gequetscht. Leider ging der Deckel von der Wurmkiste nicht zu. Soll heissen, Box raus, Biomüll von unter der Box in die Box verlagert, Box wieder rein und irgendwie den Boden ziemlich verdichtet.

Nicht ideal. Keine Sorge, die Würmer leben noch … aber es war nicht sehr schlau.

Erfahrung 9: Kürbiszeit

Ich hatte Bock auf Kürbissuppe. So richtig cremige, leckere Kürbissuppe. Also zack – Kürbis ausgehöhlt, aufgeschnitten, Suppe gemacht.

Fünf Tage später: ich öffne die Wurmkiste… kommt mir so voll vor. Ich hebe mal neugierig die Hanfmatte an um drunter zu gucken… und da spriesst es munter aus haufenweise von mir entsorgten Kürbiskernen vor sich hin. Es hat gedauert, bis die ganzen Sprosse wieder raussortiert waren. Merke: keimfähige Samen finden Wurmkisten super.

Balconybotanista findet unbewachsene Wurmkisten besser.

FAZIT

Eine Wurmkiste macht Spass, ist aber trotz allem nichts für sehr Faule (ich messe Faulheit an mir, und finde mich so mittelfaul).  Will man es leicht haben, soll man das Teil zusammengeschraubt und in Leinöl eingelassen bestellen und sich gleich einen Gemüsehäcksler mit bestellen, da man Wurmfutter klein schnippeln sollte.  Davon abgesehen macht es viel Spass eine eigene Wurmpopulation im Haus zu haben und sie zu hegen und zu pflegen auf dass sie fressen und verdauen und ausscheiden was das Zeug hält ... auf dass man sich in alle Ewigkeit bösen Chemiedünger erspare! 

Mehr Grün auf Anthrazit!  Mit Wurmpower! 

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